Warum zittern wir bei Schock – und was hat dieser Tiger damit zu tun?
Eine Gazelle zittert nach ihrer erfolgreichen Flucht, als ob sie unbeobachtet wäre. Bei uns Menschen ist der Verlust der Kontrolle jedoch oft beunruhigend. Welche Auswirkungen hat das auf unsere Psyche? Somatic Experiencing bietet einen neuen Ansatz zur Betrachtung von Trauma und einen Pfad zurück zur Lebensenergie.
"Traumata sind das Resultat der stärksten Kräfte, die der menschliche Körper aufzubieten vermag."
Dr. Peter Levine
(Quelle:https://humanistische-psychotherapie.ch/somatic-experiencing)
Ein biologischer Aus-Knopf für das Überleben in freier Wildbahn
Dr. Peter Levine wurde in den späten 60er Jahre von der Frage wach gehalten, warum Tiere in freier Wildbahn so selten Traumata erfahren – und das, obwohl sie so häufig lebensbedrohlichen Situationen ausgesetzt sind.
Er fand eine Antwort. Eine Gazelle auf der Flucht bricht oft zusammen, bevor sie von einem Löwen gefangen und getötet werden kann. Der Totstell-Reflex der Gazelle – ein Mechanismus ihres vegetativen Nervensystems – ist ein automatischer Schutz vor Überlastung.
Weil der Löwe kein Aas frisst, überlebt die Gazelle den Angriff häufig, sofern ihr biologischer Aus-Knopf rechtzeitig aktiviert wurde. Nach ein paar Minuten in unfreiwilliger, doch lebensrettender, Ruheposition steht sie auf und beginnt, am ganzen Körper zu zittern.
Die Anspannung, die zuvor in ihrem Nervensystem aufgebaut wurde, entlädt sich durch ein kraftvolles Zittern der Muskeln. Kurz darauf springt sie weiter – körperlich und geistig unversehrt.
Wird sie jedoch beim Zittern gestört, so wird der Prozess blockiert.
Sie kann den Schrecken dann nicht mehr abschütteln und leidet danach unter dauerhafter Angst, Anspannung und Unruhe. Ihre Fähigkeit zum Aufbau und Erhalt sozialer Bindungen ist geschädigt.
Kurz: Sie hat ein Trauma erlitten. Was heisst das für die Entstehung von Traumata beim Menschen?
(Quelle:https://humanistische-psychotherapie.ch/somatic-experiencing)
Wie arbeitet Somatic Experiencing mit Traumata?
Einladung an das autonome Nervensystem
Somatic Experiencing (SE)® arbeitet vor allem mit der körperlichen Reaktion auf traumatische Ereignisse. Es wendet sich dabei an das für Trauma zuständige autonome Nervensystem. Dieses ist nicht dem bewussten Willen unterworfen. Es kann nur eingeladen werden – durch wertfreie Aufmerksamkeit.
Elemente im Bewältigungsprozess
Im Mittelpunkt der Arbeit von SE mit Traumata steht das Nach- und Aufspüren (tracking) von Körperempfindungen und -impulsen, Emotionen, inneren Bildern, Gedanken und Überzeugungen. Weitere wesentliche Elemente im Bewältigungsprozess sind die Aktivierung von Ressourcen, Pendeln zwischen Traumaspuren im Körper und Ressourcen, Zentrierung und Erdung, Aufgreifen von Körperimpulsen und Titration, also kleinschrittiges Vorgehen.
Entscheidend ist, dass das Nervensystem eingefrorene Energie in kleinen Dosen „auftauen“ und schrittweise entladen kann. Durch diese kontrollierte Entladung wird eine mögliche Retraumatisierung, also ein erneutes Überwältigt werden, vermieden. Die tief verankerten Nachwirkungen des Traumas im Körper können sich schonend auflösen. Trauma bedingte Erstarrung wandelt sich in ein Gefühl von Handlungsfähigkeit, von Ich kann nicht zu Ich kann.
Das Trauma wird neu verhandelt
Mit Somatic Experiencing (SE)® wird das Trauma körperlich, geistig und emotional neu verhandelt. Dabei verändert sich nach und nach das Körpergefühl hin zu mehr Sicherheit und Präsenz. Diese natürliche Wachsamkeit im Körper wirkt sich positiv auf Gedanken, Gefühle, Emotionen und Überzeugungen aus.
Ein Trauma ist verarbeitet und integriert, wenn man daran denken und darüber sprechen kann, ohne dass das Nervensystem in Stress gerät. Es wird zu einer Erfahrung, die nicht länger das Leben bestimmt.
(Quelle: https://www.somatic-experiencing.de/was-ist-somatic-experiencing/)

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